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Arbeitsschutztag Sachsen 2024

Ist der Mensch das größte Sicherheitsrisiko bei der Arbeit?

Drei Videostelen stehen nebeneinander. Darauf ist ein Bild mit einem Arbeiter in schwarzer Arbeitskleidung zu sehen. Er kontrolliert die technische Einstellung an der Werkzeugmaschine © Götz Schleser - SMWA

Am 12. Juni fand im Carlowitz Congresscenter Chemnitz der 10. Arbeitsschutztag Sachsen statt. Unter der Überschrift „Ist der Mensch das größte Sicherheitsrisiko bei der Arbeit?“ diskutierten rund 70 Teilnehmende aktuelle Herausforderungen in Arbeitswelt und Arbeitsschutz. Staatssekretär Thomas Kralinski verwies in seinem Statement auf die Bedeutung des Arbeitsschutzes in einer sich schnell ändernden Arbeitswelt. Er hielt fest: „Die Zahl der Arbeitsunfälle ist in den vergangenen zehn Jahren erfreulicherweise deutlich gesunken. Trotzdem, wir müssen besser werden. Jeder Arbeitsunfall ist einer zu viel. 2022 ereigneten sich in Deutschland immer noch mehr als 840.000 Arbeitsunfälle und 533 Menschen starben bei der Arbeit. In Sachsen waren es rund 41.000 Arbeitsunfälle und 17 Menschen verloren ihr Leben bei der Arbeit. Außerdem sind fast 889 Millionen Arbeitsunfähigkeitstage eine zu hohe Zahl. Wir brauchen also eine enge Verzahnung von Arbeitsschutz und Gesundheitsmanagement, um der „Vision Zero“ – einer Welt ohne Arbeitsunfälle und arbeitsbedingten Erkrankungen näher zu kommen. Die Qualität der Arbeitsbedingungen dürfte außerdem für die Gewinnung von Fachkräften mitentscheidend sein.“

Mit seinem faktenreichen und kurzweiligen Vortrag begeisterte Flugkapitän Manfred Müller a. D. die Zuhörer. Eine 100-prozentige Sicherheit könne es nicht geben, denn der Mensch mache Fehler, so M. Müller. Es komme vielmehr auf ein optimales Zusammenspiel von Mensch und Maschine zur Lösung anspruchsvoller Aufgaben unter Zeitdruck an. Dabei sei die Anwendung und Befolgung systemübergreifender Regeln und Gesetze erforderlich. Das gelte für alle Arbeitsabläufe, ob im Operationssaal, im Cockpit eines Flugzeuges oder in der Führungszentrale eines Unternehmens. Der Schlüssel zum Erfolg liege in den meisten Fällen in einer perfekten Organisation der menschlichen Zusammenarbeit. Dazu gehöre, Arbeitsstrukturen zu schaffen, die mögliche Fehler erkennen und korrigieren. Von großer Bedeutung sei das Arbeitsklima, denn der Einfluss „atmosphärischer Störungen“ auf die Arbeitsqualität sei hoch. Untersuchungen zeigten, dass soziale Spannungen im Team das Risiko für ein sicherheitskritisches Ereignis um den Faktor 5 steigern. Der sozialen Kompetenz komme demnach große Bedeutung zu. Eine wichtige Erkenntnis sei zudem, dass der „fehlerhafte Mensch“ im Arbeitsprozess unverzichtbar bleibe. Die Erwartung, dass Hochtechnologie Fachkenntnis und gesunden Menschenverstand ersetzen könne, habe sich nicht erfüllt. Vielmehr zeige sich, dass soziale Kompetenz und optimale Teamarbeit einen ganz besonderen Stellenwert haben.

Im zweiten Teil der Veranstaltung ging es um den Blick in die Praxis. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie ein guter betrieblicher Arbeitsschutz sichergestellt werden kann.

Cornelia Wachter, Betriebsrätin in der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG, stellte die engagierte Mitwirkung des Betriebsrates bei der Umsetzung des Arbeitsschutzes im Unternehmen vor. Das Gremium bringe sich auf verschiedenen Wegen ein, um arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren auszuräumen und geeignete Maßnahmen zur Verhinderung von Arbeitsunfällen zu treffen. Auch auf die betriebliche Gesundheitsförderung als spezielle Form der Prävention lege der Betriebsrat sein Augenmerk.

Mario Fritzsche, Fachkraft für Arbeitssicherheit in der Ontex Hygieneartikel Deutschland GmbH, zeigte vielfältige Möglichkeiten auf, den Arbeitsschutz im Unternehmen kontinuierlich und effizient in die Arbeitsabläufe einzubauen. Dabei gehe es durchaus kreativ zu. So werden mitunter Filmdreh und Musik genutzt, die Aufmerksamkeit der Belegschaft wach zu halten.

Wie finden wirksame, neuartige Produkte, die die Gesundheit der Beschäftigten schützen, ihren Weg aus der Wissenschaft in die Praxis? Dr. Jonas Schubert, Geschäftsführer der DermaPurge GmbH, machte das am Beispiel verschiedener Hautschutzprodukte deutlich. In Kooperation mit anderen Partnern wurden wissenschaftliche Erkenntnisse, Produktherstellung, Wirksamkeit und Publikation der Ergebnisse erfolgreich miteinander verknüpft. Gereift sei dabei auch die Erkenntnis, dass Arbeitsschutz Wirtschaftsförderung ist.

In den beiden Fishbowl-Diskussionen hatte das Publikum die Möglichkeit, mit den Referenten ins Gespräch zu kommen. Das wurde gut angenommen.

Die Veranstaltung wurde sachkundig, aufmerksam und charmant von Carina Bastuck moderiert. Gemeinsam mit Sabine Majehrke, die an einige Highlights des Tages anknüpfte, setzte sie den Schlusspunkt unter die Veranstaltung.

Der Arbeitsschutztag endete musikalisch. Mario Fritzsche gab mit seinem Song „Der Lutz vom Arbeitsschutz“ ein weiteres Beispiel dafür, dass man Arbeitsschutz auch mit einem Lächeln vermitteln kann.

Impressionen vom Arbeitsschutztag 2024

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